Freitag, 27. März 2009
Unerwartetes Turnier
Freitag
Ausnahmsweise habe ich heute ein bisschen früher mit meiner Arbeit begonnen als sonst, da der Tagesplan ziemlich streng war. Ich hatte total vergessen, dass Cayenne heute schon bei der A-Dressur startet. Irgendwie hatte ich immer das falsche Datum im Kopf von nächster Woche. Erst gestern Abend habe ich gemerkt, dass das ja heute ist. Mein Vater organisiert sonst immer die Turnierteilnahmen. Er hat das Turnier mit einem anderen verwechselt, das nächste Woche stattfindet. Gemeldet war aber jenes heute. Eigentlich habe ich gar nicht so viel mit Cayenne geübt, aber gestern lief sie ganz ordentlich, deswegen wollte ich das Experiment Dressur mal wagen.
Zuerst habe ich wie immer alle Pferde gefüttert und die Boxen gemistet. Die Startzeit für die A-Dressur war um kurz nach zehn Uhr, deshalb hatte ich genug Zeit, um die Boxen zu machen und Cayenne noch einzuflechten. Mein Vater hat mir netterweise beim Misten und beim Verladen geholfen, dann ging alles schneller.
Um halb zehn bin ich auf dem Turnierplatz angekommen, wo schon reges Treiben herrschte. Cayenne war noch nicht besonders oft auf Turnieren, deshalb ist das alles noch extrem interessant und aufregend für sie. Trotz der Aufregung blieb sie aber klar im Kopf und ich konnte sie gut satteln und auftrensen. Dann ging es erstmal auf den Abreiteplatz. Dort war wesentlich mehr los als bei uns zuhause. Meistens reite ich ja alleine, selten ist noch Tanja auf dem Platz. Cayenne kennt das noch nicht so gut, dass manchmal viele Pferde entgegenkommen. Sie reagiert aber sehr gut auf meine Stimme und so konnte ich sie gut beruhigen.
Zuerst bin ich zehn Minuten nur Schritt gegangen mit ihr bis etwa um zehn vor zehn. Im Schritt können die Pferde in aller Ruhe den Turnierplatz und das Geschehen beobachten. Dann lösen sie sich von alleine schon ziemlich gut und finden ihr Tempo. Ich bin kein Freund von extrem langem Abreiten. Die Pferde sollen sich ein bisschen aufwärmen, aber den eigentlichen Power erst im Viereck oder im Parcours verbrauchen.
Nach den zahlreichen Schrittrunden habe ich zwei Trabrunden angeschlossen, dann gleich Galopp. Cayenne kann sich im Galopp eher lösen, andere Pferde, zum Beispiel Alizee, sind eher im Trab gut locker zu bekommen. Cayenne findet aber im Galopp sehr gut ihren Rhythmus. Nach dem Galopp auf beiden Händen habe ich noch ein paar Übergänge geritten zwischen zwei Gangarten, das reichte dann fürs erste. Zum Schluss ließ ich Cayenne wieder Schritt gehen und wartete auf meinen Einsatz.
Pünktlich um sieben nach zehn wurde ich aufgerufen und betrat das Viereck. Cayenne war sehr aufmerksam und die Klingel verunsicherte sie ein wenig. Ich tätschelte ihr aber immer wieder den Hals und flüsterte ihr leise ins Ohr. Die Dressuraufgabe begann und Cayenne fand sehr bald ihr Tempo und ihren Rhythmus. Das Aufwärmen war gerade richtig gewesen. Sie ließ sich gut an die Hilfen stellen und nahm sie auch an.
Im Galopp schlug sie einmal aus unerklärlichen Gründen nach hinten aus und hob den Hintern ein bisschen. Ich vermute ich habe sie zu weit hinten mit dem Sporn berührt beim Angaloppieren. Da ist sie etwas sensibel. Dafür gab es dann auch Abzug. Bei der Schlussaufstellung war sie auch nicht mehr ganz ruhig und trat einen Schritt zurück, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden. Am Ende gab es eine 6,8 für diese Leistung, da kann man doch allemal zufrieden sein. Das war auch gleichzeitig Cayennes erste Dressurschleife für den sechsten Platz. Davor war sie bisher nur in zwei Dressurpferdeprüfungen gestartet und beide Male leider nicht platziert gewesen, aber die Wertung hatte immer über 6 gelegen. Damit bin ich schon längst zufrieden. Cayenne ist kein Dressurpferd aufgrund der Gänge, aber trotzdem sollte jedes Pferd eine solide Basisausbildung in der Dressur haben, das geht ja auch mit nicht besonders spektakulären Gängen, wie die Schleife heute gezeigt hat. Mein Vater hat sich auch sehr gefreut und Cayenne noch ein paar extra Möhren zugesteckt. Der ganze Rummel hat Cayenne sichtlich gestresst, deswegen durfte sie für den Rest des Tages auf die Koppel. Morgen gibt es dann auch ein ruhigeres Programm für sie.
Obwohl nach dem Turnier schon fast der ganze Morgen vorbei war, stand noch eine Menge Arbeit im Stall auf dem Programm. Ich reite zwar gerne ab und zu ein Turnier, gerade mit jungen Pferden, aber das raubt einem meistens sehr viel Zeit, weil man ja auch immer den Transport und die Vorbereitungszeit mit einrechnen muss. Dreißig Turnierzöpfe machen sich nicht eben mal von selbst und die anderen Pferde können sich ja auch nicht alleine longieren.
Mein Vater hat mir heute netterweise angeboten, ein bisschen zu helfen, da ein Geschäftstermin von ihm ausgefallen ist. Er war ja schon gestern mit Hyazinth im Gelände und wollte das heute wiederholen. Ich sattelte Ditlena. Sie hatte in den vergangenen Tagen viel Training, deshalb ging es heute mal wieder an die frische Luft. Als ob ich es geahnt hätte, schlug ich vor noch Nierendecken für die Pferde aufzulegen. Obwohl wir nicht einen stundenlangen Ausritt machen wollten, zogen wir wohlweislich Regenjacken an. Anfangs schien noch die Sonne, aber von einer Sekunde auf die andere ging ein Platzregen darnieder und durchnässte Reiter und Pferde bis auf die Haut. Bisher hatten die Pferde noch nicht viel getan, aber nach dem Wolkenbruch durften sie zügig in den Stall zurück galoppieren und traben. Auch die Pferde waren pitschnass und bekamen erst mal eine Abschwitzdecke verpasst. Obwohl mir schnell kalt wurde, hat der Abenteuertrip im Regen irgendwie trotzdem Spaß gemacht. Nun schien auch die Sonne wieder. Das ist irgendwie immer so, dass danach wieder alles schön ist.
Beim Umziehen erreichte mich gerade ein Anruf aus der Pferdeklinik. Milords Auge geht es nicht so gut, da es sich vermutlich entzündet hat. Die Tierärzte versuchen nun alles, was in ihrer Macht steht, um das Auge zu retten, aber mit einer Entzündung sieht das nicht so gut aus. Machen kann man da auch nicht viel, eine Entzündung kann man ja schlecht wegoperieren…
Dakota und Queensberry durften heute wieder auf die windgeschützte Hofkoppel, diesmal auch ein bisschen länger. Ich ritt unterdessen auf dem Platz Pamina Blue. Sie lief wie immer ganz klar und ohne jegliche Anzeichen von Schmerzen. Mit dem Galoppieren will ich noch bis nächste Woche warten, aber heute habe ich sie schon fast zwanzig Minuten getrabt. Dabei hat sie schon richtig geschwitzt, da merkt man, wie schnell die Kondition nachlässt, wenn ein Pferd so lange stehen muss.
Als Pamina, Queensberry und Dakota wieder in der Box waren, kam Alizee an die Reihe. Da gestern alles gut geklappt hat bis auf den kleinen Ausraster, wollte ich heute wieder eine knappe halbe Stunde reiten. Heute habe ich die Hilfen ein bisschen optimiert, indem ich viele Richtungsänderungen etc. geritten bin. Durch passende Hilfen mit Schenkeln, Zügeln und Gewicht soll das Pferd lernen, auf all das zu achten. Danach habe ich Alizee noch locker gemacht im Trab, indem ich viele Zirkel in beiden Richtungen geritten bin. Sie trabt sehr schnell, daran muss man sich erstmal gewöhnen. Aber wenn sie dieses Tempo halten darf, findet sie einen guten Rhythmus. Es bringt dann nichts, das Pferd zurückzuhalten. Erst recht sollte man das Tempo fördern, damit sie merkt, dass sie arbeiten muss. Wenn man schnelle Pferde einfach nur laufen lässt, reagieren sie schlecht auf treibende Hilfen, weil sie ja nie welche bekommen. In meiner Ausbildung habe ich gelernt, dass man das Pferd immer vorwärtstreiben muss und zwar immer ein bisschen mehr, als es von sich aus anbietet. Sobald es aber auf die Hilfe eingeht, muss man auch wieder nachgeben.
Das hat bei Alizee ganz gut geklappt, wie mein Vater als Zuschauer kommentierte. Bei Alizee schaut er momentan sehr oft zu, da sie ja sein zukünftiges Springpferd werden soll.
Mr. President habe ich heute auch ins Gelände geritten. Seine Reitbeteiligung Tanja hat sich krank gemeldet, deswegen musste ich President auch noch bewegen. Das Wetter war gerade günstig, deshalb drehte ich eine große Runde mit ihm über alle möglichen Felder. Er war schon länger nicht mehr im Gelände und war deshalb sehr guckig. Als ein Traktor kam, wollte er mit mir anfangen zu diskutieren, aber ich habe ihn schließlich davon überzeugt, dass ihn der Traktor nicht auffrisst. Wir konnten uns auf eine Richtung einigen und unseren ausritt fortsetzen. Zum Schluss habe ich mit President eine rasante Galoppstrecke hingelegt, wo er man wieder richtig abgehen konnte. Das macht er sehr selten aber trotzdem gerne. Am Ende wollte er gar nicht mehr aufhören.
Last but not least kam noch Piranha an die Reihe. Der wurde heute longiert. Piranhas Fell ist sehr dick geworden und filzt ein bisschen, deshalb habe ich ihm heute noch den Hals ein wenig geschoren und die Sattellage. Sonst schwitzt er immer so extrem und die dicken Haare können schlecht trocknen. Normalerweise hat Piranha ja Angst vor der Schermaschine, aber als ich ihm einen Berg Heu hinlegte, ließ er sich ganz gelassen einen neuen Haarschnitt verpassen. Jaja, er ist eben immer bestechlich, der gute alte Piranha.
Dann war es auch schon wieder Fütterungszeit. Das Wetter verschlechterte sich auch zusehends, vielleicht regnet es gleich noch. Deshalb habe ich die Pferde mal reingeholt und gefüttert. Nun ist vorerst mal Feierabend. Die Weidezäune muss ich bald mal wieder kontrollieren, vielleicht mache ich das mal noch auf einem Hundespaziergang am Abend.

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