Montag, 6. April 2009
Morgenstund hat Gold im Mund
daslebenisteinponyhof, 17:45h
Morgenstund hat Gold im Mund
Heute begann mein Tag wegen einem Kolikpferd schon um halb vier Uhr nachts. Ich konnte nach dem Spaziergang mit dem Pferd nicht mehr schlafen, sodass ich heute ausnahmsweise mal ein bisschen früher gefüttert habe, sodass ich auch früher fertig bin. Auf diese halbe Stunde kommt es auch nicht an.
Um sieben Uhr waren dann alle Pferde fertig mit fressen, sodass ich sie jetzt schon auf die Koppel bringen konnte. Dakota und Queensberry blieben erst mal noch im Stall, weil der Tierarzt um acht Uhr kommen wollte, um Dakota nach ihrer Kolik nochmal zu untersuchen.
Die anderen Pferde blieben draußen, während ich alle Boxen mistete und die Stallgasse fegte. Um acht Uhr kam dann tatsächlich der Tierarzt und machte nochmal allerlei Checks mit Dakota. Er spritzte ihr noch was und entließ sie dann auch auf die Weide. Queensberry trabte vergnügt hinterher.
Für Alizee war heute nur longieren angesagt, da ich ja die letzten drei Tage geritten bin. Allerdings auch auf dem Außenplatz. Ab sofort wird dieses Pferd so oft wie möglich draußen geritten oder gearbeitet, damit es ein bisschen abgehärtet wird gegen sämtliche Schreckfaktoren. Der Wirbelwind war von der kühlen Morgenluft sehr angetan und machte allerlei Buckelsprünge, aber nach ein paar Minuten wechselte der morgendliche Enthusiasmus in gemäßigte Arbeitsenergie. Da um diese Uhrzeit noch nicht mal die Vögel großen Krach machen, ließ sich Alizee sehr gut longieren und war brav. Allzu lange bewegte ich sie heute aber nicht, weil sie am Wochenende schon fast zu viel draußen gewesen war. Es ging mir nur darum, sie kurz auf dem Außenplatz zu bewegen. Danach durfte sie wieder auf die Koppel.
Milord habe ich heute auch wieder geritten, genau wie gestern auch auf dem Platz. Bis auf ein paar kleine Unsicherheiten lief eigentlich alles ganz gut. Wenn man Handwechsel reitet, ist er manchmal ein bisschen irritiert, aber das braucht einfach seine Zeit. Das Schwierigste ist meiner Meinung nach der Umgang. Wenn man mal unachtsam beim Pferd vorbeigeht und es einem nicht sehen kann, ist der Schreckfaktor wahrscheinlich viel höher, als wenn man gleichmäßig reitet.
Ditlena durfte heute Geländetraining machen. Hier gibt’s gleich um die Ecke einen kleinen Geländeparcours mit einem Wassergraben und ein paar Baumstämmen usw. Zuerst bin ich mit Ditlena einfach so im Gelände gewesen, danach habe ich noch ein paar Sprünge gemacht. Eigentlich kann man das nicht wirklich als Geländetraining bezeichnen, denn die Baumstämme sind so klein, dass man da nicht viel mehr als einen normalen Galoppsprung drüber machen muss. Ich mag aber die Strecke, weil man sehr gut Tempounterschiede reiten kann. Ditlena hat ein sehr gutes eigenes Tempo, von dem sie sich aber nicht abbringen lässt. Gerade beim Geländereiten muss man auch auf lange Distanzen zulegen oder langsamer reiten können, deshalb habe ich heute mit der Stoppuhr ein bisschen darauf geachtet. Die Sprünge macht sie mit links, das ist kein Thema.
Mit Hyazinth war ich auch im Gelände, bei dem schönen Wetter kann man ja fast nicht anders. Pamina Blue habe ich heute auch im Gelände geritten, allerdings nicht so rasant wie Ditlena. Pamina darf jetzt wieder Galoppieren und das haben wir auch richtig ausgetestet. Sie läuft nun wieder astrein und kann ganz normal geritten werden. Pamina Blue hat sehr viel Temperament, das sie am liebsten im Gelände loswird. Dennoch ist sie sehr sicher. Heute habe ich mit ihr sehr viele Galopp- und Trabübergänge geritten, weil sie gerne dazu neigt, zu arg abzugehen. Sie ist zwar schon erfahren im Gelände, aber trotzdem muss sie sich händeln lassen und darf nicht auf eigene Faust das Tempo bestimmen. Da Pamina Blue einfach zu reiten ist, wird sie manchmal an Freunde und Bekannte ausgeliehen, wenn diese zu mir zum Reiten kommen. Obwohl diese natürlich gut reiten können, ließ sich Pamina schon öfter nicht halten, deshalb haben wir das heute mal wieder ein bisschen aufgefrischt.
Cayenne war heute sehr munter, deshalb ritt ich zuerst ein paar Runden auf dem Außenplatz und übte einige Übergänge mit ihr. Dann ritt ich auch ins Gelände und übte einige ähnliche Sachen wie bei Pamina Blue.
Heute können die Pferde den ganzen Tag auf der Koppel bleiben, auch Dakota durfte wieder raus mit Queensberry und mit den Fohlen vom Nachbarn.
Nach dem Bewegen der Pferde habe ich noch einige Büroarbeiten erledigt, von der Autoversicherung für den Anhänger bis zur Pferdeversicherung. Heute war mal mit Ausnahme des Morgens ziemlich wenig los, sodass ich mich gleich noch ein bisschen in den Garten setzen werde und den Pferden beim grasen zuschaue.
Am Abend treffe ich mich noch mit Julius und Stephane zum Ausreiten. Sie bringen für mich ein Pferd mit, das ich im Gelände mal ausprobieren soll… Da bin ich ja mal gespannt.
Heute begann mein Tag wegen einem Kolikpferd schon um halb vier Uhr nachts. Ich konnte nach dem Spaziergang mit dem Pferd nicht mehr schlafen, sodass ich heute ausnahmsweise mal ein bisschen früher gefüttert habe, sodass ich auch früher fertig bin. Auf diese halbe Stunde kommt es auch nicht an.
Um sieben Uhr waren dann alle Pferde fertig mit fressen, sodass ich sie jetzt schon auf die Koppel bringen konnte. Dakota und Queensberry blieben erst mal noch im Stall, weil der Tierarzt um acht Uhr kommen wollte, um Dakota nach ihrer Kolik nochmal zu untersuchen.
Die anderen Pferde blieben draußen, während ich alle Boxen mistete und die Stallgasse fegte. Um acht Uhr kam dann tatsächlich der Tierarzt und machte nochmal allerlei Checks mit Dakota. Er spritzte ihr noch was und entließ sie dann auch auf die Weide. Queensberry trabte vergnügt hinterher.
Für Alizee war heute nur longieren angesagt, da ich ja die letzten drei Tage geritten bin. Allerdings auch auf dem Außenplatz. Ab sofort wird dieses Pferd so oft wie möglich draußen geritten oder gearbeitet, damit es ein bisschen abgehärtet wird gegen sämtliche Schreckfaktoren. Der Wirbelwind war von der kühlen Morgenluft sehr angetan und machte allerlei Buckelsprünge, aber nach ein paar Minuten wechselte der morgendliche Enthusiasmus in gemäßigte Arbeitsenergie. Da um diese Uhrzeit noch nicht mal die Vögel großen Krach machen, ließ sich Alizee sehr gut longieren und war brav. Allzu lange bewegte ich sie heute aber nicht, weil sie am Wochenende schon fast zu viel draußen gewesen war. Es ging mir nur darum, sie kurz auf dem Außenplatz zu bewegen. Danach durfte sie wieder auf die Koppel.
Milord habe ich heute auch wieder geritten, genau wie gestern auch auf dem Platz. Bis auf ein paar kleine Unsicherheiten lief eigentlich alles ganz gut. Wenn man Handwechsel reitet, ist er manchmal ein bisschen irritiert, aber das braucht einfach seine Zeit. Das Schwierigste ist meiner Meinung nach der Umgang. Wenn man mal unachtsam beim Pferd vorbeigeht und es einem nicht sehen kann, ist der Schreckfaktor wahrscheinlich viel höher, als wenn man gleichmäßig reitet.
Ditlena durfte heute Geländetraining machen. Hier gibt’s gleich um die Ecke einen kleinen Geländeparcours mit einem Wassergraben und ein paar Baumstämmen usw. Zuerst bin ich mit Ditlena einfach so im Gelände gewesen, danach habe ich noch ein paar Sprünge gemacht. Eigentlich kann man das nicht wirklich als Geländetraining bezeichnen, denn die Baumstämme sind so klein, dass man da nicht viel mehr als einen normalen Galoppsprung drüber machen muss. Ich mag aber die Strecke, weil man sehr gut Tempounterschiede reiten kann. Ditlena hat ein sehr gutes eigenes Tempo, von dem sie sich aber nicht abbringen lässt. Gerade beim Geländereiten muss man auch auf lange Distanzen zulegen oder langsamer reiten können, deshalb habe ich heute mit der Stoppuhr ein bisschen darauf geachtet. Die Sprünge macht sie mit links, das ist kein Thema.
Mit Hyazinth war ich auch im Gelände, bei dem schönen Wetter kann man ja fast nicht anders. Pamina Blue habe ich heute auch im Gelände geritten, allerdings nicht so rasant wie Ditlena. Pamina darf jetzt wieder Galoppieren und das haben wir auch richtig ausgetestet. Sie läuft nun wieder astrein und kann ganz normal geritten werden. Pamina Blue hat sehr viel Temperament, das sie am liebsten im Gelände loswird. Dennoch ist sie sehr sicher. Heute habe ich mit ihr sehr viele Galopp- und Trabübergänge geritten, weil sie gerne dazu neigt, zu arg abzugehen. Sie ist zwar schon erfahren im Gelände, aber trotzdem muss sie sich händeln lassen und darf nicht auf eigene Faust das Tempo bestimmen. Da Pamina Blue einfach zu reiten ist, wird sie manchmal an Freunde und Bekannte ausgeliehen, wenn diese zu mir zum Reiten kommen. Obwohl diese natürlich gut reiten können, ließ sich Pamina schon öfter nicht halten, deshalb haben wir das heute mal wieder ein bisschen aufgefrischt.
Cayenne war heute sehr munter, deshalb ritt ich zuerst ein paar Runden auf dem Außenplatz und übte einige Übergänge mit ihr. Dann ritt ich auch ins Gelände und übte einige ähnliche Sachen wie bei Pamina Blue.
Heute können die Pferde den ganzen Tag auf der Koppel bleiben, auch Dakota durfte wieder raus mit Queensberry und mit den Fohlen vom Nachbarn.
Nach dem Bewegen der Pferde habe ich noch einige Büroarbeiten erledigt, von der Autoversicherung für den Anhänger bis zur Pferdeversicherung. Heute war mal mit Ausnahme des Morgens ziemlich wenig los, sodass ich mich gleich noch ein bisschen in den Garten setzen werde und den Pferden beim grasen zuschaue.
Am Abend treffe ich mich noch mit Julius und Stephane zum Ausreiten. Sie bringen für mich ein Pferd mit, das ich im Gelände mal ausprobieren soll… Da bin ich ja mal gespannt.
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Ein 24-Stunden Job
daslebenisteinponyhof, 08:24h
Nachts aufstehen
Normalerweise sitze ich eigentlich nicht am Sonntagmorgen um vier Uhr vor dem Computer, da ich dann meinen Schlaf genieße und auch brauche.
Aber die Arbeit als Pferdewirt ist in der Praxis ein 24-Stunden Job, so auch heute. Um halb vier Uhr hörte ich plötzlich seltsame Geräusche aus dem Stall. Es hörte sich so an, wie wenn ein Pferd immer gegen die Boxenwände schlägt. Das ist nachts relativ ungewöhnlich, da sich alle Pferde eigentlich hinlegen. Ich bin sofort in meine Kleider gesprungen und in den Stall gelaufen. Zum Glück ist mein Zimmer so ausgerichtet, dass ich sowas meistens höre und dann gleich zur Stelle sein kann.
Die Geräusche kamen aus der Box von Dakota und Queensberry. Ich machte nicht sehr viel Licht an, um die anderen Pferde nicht zu wecken, aber ich sah auch im Dunkeln sehr schnell was los war: Kolik. Dakota wälzte sich in der Box und schlug dabei immer mit den Hufen gegen die Wand. Queensberry stand ganz verängstigt in einer Ecke der Box. Als ich kam, schreckte Dakota hoch und schüttelte sich. Sie war durchgeschwitzt und das Fell klebte schon am Hals. Ich zog ihr sofort ein Halfter und eine Decke an und nahm sie aus der Box, Queensberry trottete verdutzt hinterher. Es ist ja auch noch sehr früh morgens für so kleine Fohlen. Fürs Turnier geht’s auch schon mal früh los, aber heute war es wirklich sehr früh. Sichtlich erfreut über den Nachspaziergang hüpfte Queensberry über den Hof, als ich mit Dakota einige Runden drehte. Sie sah sich immer wieder nach ihrem Bauch um, das ist ja typisch bei Kolikpferden. Sie schauen dann immer, woher der Schmerz kommt. Manche treten sich auch in den Bauch oder versuchen sich zu beißen. Ich lief etwa eine halbe Stunde auf dem Hof herum, bis es Dakota wieder besser ging. Die frische Nachtluft und die Bewegung konnten die Kolik gerade noch bekämpfen. Ich bin immer froh, wenn ich nicht mitten in der Nacht den Tierarzt rufen muss wegen einer einzigen Spritze. Manche Medikamente haben wir auch hier, aber wenn möglich lasse ich da lieber den Tierarzt ran. Besonders bei einer Stute, die gerade ein Fohlen hat, kann man da nicht einfach wild Medikamente verabreichen.
Diesmal lief das Ganze aber glimpflich ab und Dakota erholte sich wieder. In ein paar Stunden werde ich aber trotzdem noch den Tierarzt rufen, damit er sich das Pferd mal ansieht. Warum Dakota eine Kolik hatte, weiß ich nicht. Gefressen hat sie normal, aber sie ist sehr anfällig für Koliken. Schon früher hatte sie alle paar Wochen oder Monate eine Kolik oder zumindest Anzeichen davon.
Tja nach dem Nachtspaziergang war ich natürlich hellwach und konnte auch nicht mehr schlafen. Mein Vater musste um halb fünf aufstehen, weil er heute nach Frankfurt auf den Flughafen fahren muss. Wir haben dann zusammen gefrühstückt und jetzt sitze ich hier am Computer. Alle halbe Stunde sehe ich nach Dakota, aber im Moment scheint es ihr gut zu gehen. Sie steht in der Box und Queensberry liegt und schläft.
Ich erinnere mich noch gut an ein ziemlich schreckliches nächtliches Erlebnis vor etwa drei Monaten. Plötzlich klingelte um drei Uhr morgens mein Handy. Ich war so verschlafen, dass ich erst mal nicht ranging, sondern mich nochmal umdrehte und weiterschlief. Aber das Telefon klingelte nochmal, bis ich schließlich sah, dass es Stephane war. Manchmal ist er ein echter Spaßvogel und ruft mich nachts von einer Turnierfete an, aber da es die Nacht von einem Montag auf einen Dienstag war, erschien mir das sehr unwahrscheinlich. Am Telefon schrie er aufgeregt, ich solle sofort kommen, ein Pferd läge fest bei ihm im Stall. Ich habe mich schnell angezogen und bin hinüber in den Nachbarstall gerannt. Dort bot sich mir ein Bild des Schreckens. Eine junge Stute hatte sich mit allen vier Beinen unter einer Boxenwand verkeilt und klemmte nun so fest, dass es keine ersichtliche Möglichkeit gab, das Pferd herauszuholen. Normalerweise sind Boxenwände sehr stark verankert, aber das Pferd hatte es irgendwie geschafft, mit allen vier Beinen und mit dem Kopf unter der Wand hindurch zu rutschen. Nun ruderte es mit allen vier Hufen und schlug in alle Richtungen, um sich zu befreien. Damit klemmte es sich aber noch mehr ein. Das Pferd war total panisch und schweißnass. Ich war nicht lange da, als das Pferd schon erschöpft den Kopf niederlegte und seine letzten Kräfte zu versagen schienen. Stephane meinte, dass es schon länger gestrampelt hat, bis mal jemand aufgewacht war.
Jetzt ging es um jede Sekunde. Das Pferd war am Rande der Erschöpfung und brauchte dringend ein Medikament. Ich rannte zurück in unseren Stall und suchte dort nach einem Aufbaupräparat für solche Extremsituationen. Gott sei Dank fand ich eine Ampulle von einem solchen Medikament. Das muss man intravenös spritzen, dann geht es dem Patienten sofort besser. Dieses Medikament wird oft auf der Rennbahn verwendet, wenn erschöpfte Galopper nach dem Rennen zusammenbrechen. Jedenfalls habe ich so schnell wie möglich eine Spritze aufgezogen noch auf dem Weg. Unterdessen war ein Tierarzt verständigt worden, aber bis der da ist, vergehen meistens quälend lange Minuten.
Außer Stephane und mir waren noch drei andere Leute da, ein Stallhelfer und das Besitzerehepaar des Hofes. Gemeinsam banden wir dem Pferd Stricke um die Hufe und zogen es Zentimeter um Zentimeter unter der Wand hervor. Die Boxenwand, die ja eigentlich einen Stahlrahmen hat, war komplett verbogen durch die Kampfkraft des Pferdes! Mit vereinten Kräften schafften wir es schließlich, das schwere Tier in die Nachbarbox zu ziehen, indem wir den Platz unter der Wand von sämtlicher Einstreu befreiten. Dann konnte das Pferd gerade so durchrutschen. Auf der anderen Seite angekommen schnaufte das Tier schwer und die Augen rollten in alle Richtungen. Hätte niemand das Pferd gehört, wäre es jetzt vielleicht schon tot. Pferde als Fluchttiere kämpfen bis zum bitteren Ende, wenn sie irgendwo gefangen sind, so auch die Stute. Zum Glück wurde sie im letzten Moment noch gehört und konnte befreit werden.
Der Tierarzt traf dann auch ziemlich bald ein und konnte eine Erstversorgung vornehmen. Ohne die „Adrenalinkick“-Spritze hätte das Pferd vermutlich einen Kollaps erlitten. Der Tierarzt spritzte dann eine Mischung aus Stabilisierungsmedikamenten und Beruhigungsmitteln. Die Stute hatte sich sehr schwer verletzt bei der ganzen Aktion und musste erst mal ruhiggestellt werden. Durch das Reiben an der Unterseite der Wand hatte sie sich den Bauch aufgeschürft an einer extrem großen Stelle, zudem waren zahlreiche Schnittwunden an den Beinen zu finden. Vier davon mussten direkt genäht werden, sodass am Ende alle vier Beine einbandagiert waren. Den Bauch konnte man ja nicht bandagieren, aber da wurde eine große Wundkompresse draufgeklebt, die etwa so gross wie eine Kinderwindel war. Der Kopf hatte auch ziemlich gelitten. Das Pferd hatte damit mehrmals gegen die Wandkante geschlagen bei seinen Befreiungsversuchen. Dadurch hatte es sich extrem aufgeschürft und eine weitere Platzwunde über dem Auge musste genäht werden. Am Ende stand das Pferd dick eingepackt, fast wie eine Mumie, wieder in der Box. Das Aufstehen hatte es nur mit Hilfe geschafft, da seine Kräfte derartig erschöpft waren. Es musste aber stehen, damit die Wunden richtig versorgt werden konnten.
Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, dass immer jemand beim Stall in der Nähe ist, egal zu welcher Uhrzeit. Jeder noch so sichere Stall, wie der ganz neue und blitzblanke Stalltrakt von Stephanes Stall, kann zur Gefahr werden. Man mag sich manchmal gar nicht ausdenken, was alles passieren könnte, wo man seinen Stall doch für so sicher hält. Als ich noch ganz klein war, standen unsere Pferde immer in einem Pensionsstall. Mein Vater hatte mal miterlebt, wie sich ein Pferd in seinem eigenen Futtertrog das Genick gebrochen hat. Mit sowas rechnet auch kein Mensch, aber irgendwie ist es halt doch passiert.
Obwohl es bei Dakota nur eine Kolik war, bin ich trotzdem froh, gleich aufgestanden zu sein. Die Stute bei Stephane hatte sich vielleicht auch wegen einer Kolik gewälzt und war dadurch erst unter die Wand geraten. Sie hatte übrigens noch drei Rippenbrüche, die aber mittlerweile verheilt sind. In der Genesungszeit stand die Stute nur auf der Koppel, jetzt wird sie wieder anlongiert.
Mit Pferden erlebt man alles Mögliche und Unmögliche, das kann man sich meistens gar nicht vorstellen. Ich bin wirklich sehr froh, dass Dakotas Kolik gerade noch gutgegangen ist und dass sie bald wieder gesund ist…
Für mich beginnt gleich der Tag, heute ausnahmsweise schon ein bisschen früher.
Normalerweise sitze ich eigentlich nicht am Sonntagmorgen um vier Uhr vor dem Computer, da ich dann meinen Schlaf genieße und auch brauche.
Aber die Arbeit als Pferdewirt ist in der Praxis ein 24-Stunden Job, so auch heute. Um halb vier Uhr hörte ich plötzlich seltsame Geräusche aus dem Stall. Es hörte sich so an, wie wenn ein Pferd immer gegen die Boxenwände schlägt. Das ist nachts relativ ungewöhnlich, da sich alle Pferde eigentlich hinlegen. Ich bin sofort in meine Kleider gesprungen und in den Stall gelaufen. Zum Glück ist mein Zimmer so ausgerichtet, dass ich sowas meistens höre und dann gleich zur Stelle sein kann.
Die Geräusche kamen aus der Box von Dakota und Queensberry. Ich machte nicht sehr viel Licht an, um die anderen Pferde nicht zu wecken, aber ich sah auch im Dunkeln sehr schnell was los war: Kolik. Dakota wälzte sich in der Box und schlug dabei immer mit den Hufen gegen die Wand. Queensberry stand ganz verängstigt in einer Ecke der Box. Als ich kam, schreckte Dakota hoch und schüttelte sich. Sie war durchgeschwitzt und das Fell klebte schon am Hals. Ich zog ihr sofort ein Halfter und eine Decke an und nahm sie aus der Box, Queensberry trottete verdutzt hinterher. Es ist ja auch noch sehr früh morgens für so kleine Fohlen. Fürs Turnier geht’s auch schon mal früh los, aber heute war es wirklich sehr früh. Sichtlich erfreut über den Nachspaziergang hüpfte Queensberry über den Hof, als ich mit Dakota einige Runden drehte. Sie sah sich immer wieder nach ihrem Bauch um, das ist ja typisch bei Kolikpferden. Sie schauen dann immer, woher der Schmerz kommt. Manche treten sich auch in den Bauch oder versuchen sich zu beißen. Ich lief etwa eine halbe Stunde auf dem Hof herum, bis es Dakota wieder besser ging. Die frische Nachtluft und die Bewegung konnten die Kolik gerade noch bekämpfen. Ich bin immer froh, wenn ich nicht mitten in der Nacht den Tierarzt rufen muss wegen einer einzigen Spritze. Manche Medikamente haben wir auch hier, aber wenn möglich lasse ich da lieber den Tierarzt ran. Besonders bei einer Stute, die gerade ein Fohlen hat, kann man da nicht einfach wild Medikamente verabreichen.
Diesmal lief das Ganze aber glimpflich ab und Dakota erholte sich wieder. In ein paar Stunden werde ich aber trotzdem noch den Tierarzt rufen, damit er sich das Pferd mal ansieht. Warum Dakota eine Kolik hatte, weiß ich nicht. Gefressen hat sie normal, aber sie ist sehr anfällig für Koliken. Schon früher hatte sie alle paar Wochen oder Monate eine Kolik oder zumindest Anzeichen davon.
Tja nach dem Nachtspaziergang war ich natürlich hellwach und konnte auch nicht mehr schlafen. Mein Vater musste um halb fünf aufstehen, weil er heute nach Frankfurt auf den Flughafen fahren muss. Wir haben dann zusammen gefrühstückt und jetzt sitze ich hier am Computer. Alle halbe Stunde sehe ich nach Dakota, aber im Moment scheint es ihr gut zu gehen. Sie steht in der Box und Queensberry liegt und schläft.
Ich erinnere mich noch gut an ein ziemlich schreckliches nächtliches Erlebnis vor etwa drei Monaten. Plötzlich klingelte um drei Uhr morgens mein Handy. Ich war so verschlafen, dass ich erst mal nicht ranging, sondern mich nochmal umdrehte und weiterschlief. Aber das Telefon klingelte nochmal, bis ich schließlich sah, dass es Stephane war. Manchmal ist er ein echter Spaßvogel und ruft mich nachts von einer Turnierfete an, aber da es die Nacht von einem Montag auf einen Dienstag war, erschien mir das sehr unwahrscheinlich. Am Telefon schrie er aufgeregt, ich solle sofort kommen, ein Pferd läge fest bei ihm im Stall. Ich habe mich schnell angezogen und bin hinüber in den Nachbarstall gerannt. Dort bot sich mir ein Bild des Schreckens. Eine junge Stute hatte sich mit allen vier Beinen unter einer Boxenwand verkeilt und klemmte nun so fest, dass es keine ersichtliche Möglichkeit gab, das Pferd herauszuholen. Normalerweise sind Boxenwände sehr stark verankert, aber das Pferd hatte es irgendwie geschafft, mit allen vier Beinen und mit dem Kopf unter der Wand hindurch zu rutschen. Nun ruderte es mit allen vier Hufen und schlug in alle Richtungen, um sich zu befreien. Damit klemmte es sich aber noch mehr ein. Das Pferd war total panisch und schweißnass. Ich war nicht lange da, als das Pferd schon erschöpft den Kopf niederlegte und seine letzten Kräfte zu versagen schienen. Stephane meinte, dass es schon länger gestrampelt hat, bis mal jemand aufgewacht war.
Jetzt ging es um jede Sekunde. Das Pferd war am Rande der Erschöpfung und brauchte dringend ein Medikament. Ich rannte zurück in unseren Stall und suchte dort nach einem Aufbaupräparat für solche Extremsituationen. Gott sei Dank fand ich eine Ampulle von einem solchen Medikament. Das muss man intravenös spritzen, dann geht es dem Patienten sofort besser. Dieses Medikament wird oft auf der Rennbahn verwendet, wenn erschöpfte Galopper nach dem Rennen zusammenbrechen. Jedenfalls habe ich so schnell wie möglich eine Spritze aufgezogen noch auf dem Weg. Unterdessen war ein Tierarzt verständigt worden, aber bis der da ist, vergehen meistens quälend lange Minuten.
Außer Stephane und mir waren noch drei andere Leute da, ein Stallhelfer und das Besitzerehepaar des Hofes. Gemeinsam banden wir dem Pferd Stricke um die Hufe und zogen es Zentimeter um Zentimeter unter der Wand hervor. Die Boxenwand, die ja eigentlich einen Stahlrahmen hat, war komplett verbogen durch die Kampfkraft des Pferdes! Mit vereinten Kräften schafften wir es schließlich, das schwere Tier in die Nachbarbox zu ziehen, indem wir den Platz unter der Wand von sämtlicher Einstreu befreiten. Dann konnte das Pferd gerade so durchrutschen. Auf der anderen Seite angekommen schnaufte das Tier schwer und die Augen rollten in alle Richtungen. Hätte niemand das Pferd gehört, wäre es jetzt vielleicht schon tot. Pferde als Fluchttiere kämpfen bis zum bitteren Ende, wenn sie irgendwo gefangen sind, so auch die Stute. Zum Glück wurde sie im letzten Moment noch gehört und konnte befreit werden.
Der Tierarzt traf dann auch ziemlich bald ein und konnte eine Erstversorgung vornehmen. Ohne die „Adrenalinkick“-Spritze hätte das Pferd vermutlich einen Kollaps erlitten. Der Tierarzt spritzte dann eine Mischung aus Stabilisierungsmedikamenten und Beruhigungsmitteln. Die Stute hatte sich sehr schwer verletzt bei der ganzen Aktion und musste erst mal ruhiggestellt werden. Durch das Reiben an der Unterseite der Wand hatte sie sich den Bauch aufgeschürft an einer extrem großen Stelle, zudem waren zahlreiche Schnittwunden an den Beinen zu finden. Vier davon mussten direkt genäht werden, sodass am Ende alle vier Beine einbandagiert waren. Den Bauch konnte man ja nicht bandagieren, aber da wurde eine große Wundkompresse draufgeklebt, die etwa so gross wie eine Kinderwindel war. Der Kopf hatte auch ziemlich gelitten. Das Pferd hatte damit mehrmals gegen die Wandkante geschlagen bei seinen Befreiungsversuchen. Dadurch hatte es sich extrem aufgeschürft und eine weitere Platzwunde über dem Auge musste genäht werden. Am Ende stand das Pferd dick eingepackt, fast wie eine Mumie, wieder in der Box. Das Aufstehen hatte es nur mit Hilfe geschafft, da seine Kräfte derartig erschöpft waren. Es musste aber stehen, damit die Wunden richtig versorgt werden konnten.
Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, dass immer jemand beim Stall in der Nähe ist, egal zu welcher Uhrzeit. Jeder noch so sichere Stall, wie der ganz neue und blitzblanke Stalltrakt von Stephanes Stall, kann zur Gefahr werden. Man mag sich manchmal gar nicht ausdenken, was alles passieren könnte, wo man seinen Stall doch für so sicher hält. Als ich noch ganz klein war, standen unsere Pferde immer in einem Pensionsstall. Mein Vater hatte mal miterlebt, wie sich ein Pferd in seinem eigenen Futtertrog das Genick gebrochen hat. Mit sowas rechnet auch kein Mensch, aber irgendwie ist es halt doch passiert.
Obwohl es bei Dakota nur eine Kolik war, bin ich trotzdem froh, gleich aufgestanden zu sein. Die Stute bei Stephane hatte sich vielleicht auch wegen einer Kolik gewälzt und war dadurch erst unter die Wand geraten. Sie hatte übrigens noch drei Rippenbrüche, die aber mittlerweile verheilt sind. In der Genesungszeit stand die Stute nur auf der Koppel, jetzt wird sie wieder anlongiert.
Mit Pferden erlebt man alles Mögliche und Unmögliche, das kann man sich meistens gar nicht vorstellen. Ich bin wirklich sehr froh, dass Dakotas Kolik gerade noch gutgegangen ist und dass sie bald wieder gesund ist…
Für mich beginnt gleich der Tag, heute ausnahmsweise schon ein bisschen früher.
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