Donnerstag, 26. März 2009
Queensberrys erster Ausflug ind ie grosse weite Welt
Donnerstag
Zum Glück regnete es heute nicht mehr so durchgehend wie gestern, sodass ich auch draußen ein bisschen arbeiten konnte. Die meisten Pferde standen in ihren Paddocks als ich morgens in den Stall kam, als ob sie die frische Luft gesucht hätten. Der Boden auf den Koppeln war nicht allzu weich, deshalb durften sie heute endlich wieder alle raus.
Auch Dakota und ihr kleines Fohlen Queensberry durften heute zum ersten Mal für ein paar Minuten raus. Immer im sicheren Schatten der Mama trabte Queensberry neugierig aus der Box und beschnupperte erst mal die ganze Stallgasse. Die vielen großen Kollegen schauten auch neugierig aus ihren Fenstern und begutachteten den Nachwuchs. Danach gings hinaus auf die kleine Hofkoppel, die ein wenig vom Wind geschützt ist zwischen den Häusern. Dakota begann sofort zu grasen und Queensberry schaute sich neugierig um. Sie wich ihrer Mama keinen Meter von der Seite, aber trotzdem schien es ihr zu gefallen an der frischen Luft. Da es ziemlich windig war, holte ich die beiden aber nach kurzer Zeit wieder herein.
Im Nachbarstall bei Stephane hat die eine Stute in der vergangenen Nacht auch gefohlt. Das Hengstfohlen soll zukünftig Queensberrys Spielkamerad werden. Ein drittes Fohlen wird auch noch abzustoßen, sobald es auf der Welt ist.
Meine reiterliche Arbeit habe ich heute im Nachbarstall begonnen, nachdem ich den Nachwuchs begrüßt habe. Heute sollte ich ein junges Verkaufspferd vorreiten für einen Kunden. Der Kunde kam etwas verspätet, aber das Vorreiten klappte sehr gut und der junge Mann schien sich für den Wallach zu interessieren.
Zurück im eigenen Stall habe ich wie immer alle Boxen gemistet und die Stallgasse gefegt. Hyazinth war heute mein erster Kandidat. In einem intensiven Dressurtraining übte ich mit ihm auf dem Außenplatz Zulegen und Abfangen in verschiedenen Gangarten. Danach habe ich noch einige Traversalen geübt, die eigentlich ganz ordentlich waren.
Anschließend sattelte ich auf Ditlena um. Gestern war sie ja mit Stephane im Springtraining gewesen, deshalb stand heute mal ein bisschen Gymnastik auf dem Programm. Ich habe einige Stangen hingelegt und diese in verschiedenen Gangarten überwunden. Ditlena war heute ziemlich locker, ich hätte erwartet dass sie mehr Muskelkater hat von gestern. Aber sie schien sich mit den Stangen gut anzufreunden und lieferte ein zufriedenstellendes Training ab.
Nach Ditlena gings mit Cayenne weiter. Diesmal stand Dressur auf dem Programm. Ihre Gänge sind eigentlich nicht unbedingt jene eines Dressurpferdes, aber von der Technik her ist Cayenne für ihr Alter sehr gut. Ich habe eine A-Dressur mit ihr durchgearbeitet, da sie diese demnächst auch auf dem Turnier zeigen soll. Dieses oder nächstes Wochenende geht sie eine A-Dressurpferdeprüfung. Wenn sie dort so läuft wie heute, ist mindestens eine Note im 6er oder 7er Bereich drin.
Piranha hatte heute sichtlich Muskelkater von der gestrigen Longenstunde und durfte deshalb den ganzen Tag auf der Weide bleiben. Schließlich musste er die verlorene Fresszeit wieder aufholen, die er gestern während der Reitstunde versäumt hatte.
Mit Pamina Blue wagte ich heute einen kleinen Geländeausritt. Ich ritt zwar nur Schritt, aber der unebene Boden forderte ihre Muskeln und Bänder trotzdem sehr stark. Gerade nach der langen Stehzeit ist das sehr gut. Etwa eine Viertelstunde benötigte ich mit ihr für eine kleine Runde über Asphalt, Sand und Waldweg. Danach gings noch eine halbe Stunde in die Führanlage auf normalem Hallensand.
Bei Geländepferden mache ich oft Bodentraining, das heißt ich reite in schnellem Wechsel auf allen Untergrundarten. So werden die Sehnen und Bänder gefestigt und sind weniger anfällig für Verletzungen.
Am Nachmittag kam Tanja und ritt Mr. President. Diesmal schaute ich ihr zu und gab ihr ein paar Tipps, wie sie noch präzisere Hilfen geben kann. Die Reitstunde war für sie sehr anstrengend, aber für Mr. President ist es sehr wichtig, dass er besonders als junges Pferd nicht zu ungenau geritten wird. Er hat das Potenzial, um die Klassen L und M erfolgreich zu gehen, aber dazu muss er wirklich super an den Hilfen stehen.
Der Abschluss unter dem Sattel bildete heute Alizee. Ich habe sie extra lange auf der Weide gelassen, damit sie sich dort schon etwas austoben kann. Heute war sie aber ein bisschen ruhiger als sonst und ließ mich problemlos aufsteigen. Mein Vater schaute an der Bande zu und musste einmal nießen. Dann ist Alizee total abgegangen, aber ich war zum Glück in der Halle und konnte sie wenigstens auf den Zirkel bringen. Dort raste sie dann ein paar Runden im Renngalopp herum, sodass sie fast ausrutschte, bevor sie sich dann entschied, dass doch keine Gefahr mehr besteht. Wie aus dem Nichts konnte ich sie auf einmal durchparieren und sie reagierte wieder so fein auf die Hilfen wie sonst immer. Naja die Trakehner haben halt manchmal einen Schuss, vor allem wenn sie noch zur Hälfte Vollblüter sind. Danach war Alizee eigentlich ganz umgänglich und ließ sich auf beiden Händen schön auf dem Zirkel traben und sogar galoppieren. Ich bin heute fast eine halbe Stunde geritten und sie war bis zum Schluss konzentriert. Mein Vater war von den Fortschritten des Pferdes begeistert und will in Zukunft öfter zuschauen.
Auf die Minute pünktlich wurde dann noch unser neues Futter geliefert, was mein Vater selbst entgegennahm. Er sattelte danach nochmals Hyazinth und ging mit ihm ins Gelände. Für mich war dann erst mal Feierabend.
Ich bin dann aber noch in die Pferdeklinik gefahren und habe Milord besucht. Er hat gewiehert als ich gekommen bin, was mich irgendwie ergriffen hat. Fast als hätte er Heimweh. Ich glaube das können Pferde auch haben. Von seinem Auge sieht man nicht viel, da es in einem dicken Verband um den Kopf herum eingepackt ist. Man muss deshalb aufpassen, wenn man sich dem Pferd nähert, dass es einen sieht. Milord ist aber ein ruhiger Typ und hat sich nie erschrocken. Ich durfte ihn für einen kleinen Spaziergang aus der Box holen und ihn ein bisschen um den Block führen. Die frische Luft schien ihm zu gefallen und er genoss den kleinen Ausflug, immer mit einem Seitenblick auf das sprießende Gras am Wegrand. Dieser Kräftekampf ist immer sehr nervenauftreibend mit Milord, weil er meistens gewinnt, aber heute hielt es sich zum Glück in Grenzen.
In der Pferdeklinik habe ich noch eine ehemalige Azubifreundin von mir getroffen. Wir haben im gleichen Betrieb gelernt. Sie ist dort geblieben und ich habe dann auf unserem eigenen Hof angefangen. Alissa war mit einem Wallach in der Klinik, der sein Hufbein gebrochen hatte und heute zur Nachuntersuchung da war. Ich habe mich sehr gefreut, Alissa mal wieder zu sehen und ein bisschen mit ihr zu plaudern.

... comment